Songs of Peace: Entstehung

ENTSTEHUNG UND VISION EINER NEUEN LIEDERSERIE

von Dennis Thielmann

DER LOCKDOWN ALS IDEENBESCHLEUNIGER

„Songs of Peace“! – Dieser Projekt-Titel kam uns sehr schnell in den Sinn, als meine Frau Karin und ich vor einigen Monaten mitten im Lockdown begannen, neue Songs für die Fachstelle «Musik & Theologie» zu schreiben. Dabei haben wir uns von Anfang an folgende Ziele und Richtlinien gesetzt:

  • Wir wollen Songs schreiben, die eine Alternative zu den vielen «Mainstream-Lobpreisliedern» anbieten. Viele dieser Worship-Lieder erfreuen sich vielerorts zwar einer grossen Beliebtheit, aber sie bringen unsere Art und Weise zu glauben, unsere Spiritualität und unsere «Gebetssprache» oft nicht wirklich zum Ausdruck.

  • Wir wollen Lieder schreiben, die eingängig sind, damit sie gut im Gottesdienst gesungen werden können und gleichzeitig eine gewisse sprachliche und theologische Tiefe reflektieren.

  • Wir wollen Lieder schreiben, die als gesungenes Gebet eine gewisse Kraft entfalten, und die gleichzeitig eine achtsame und verantwortungsvolle Weltzugewandtheit zum Ausdruck bringen - eine Art gesungene Kontemplation mit Reich Gottes-Perspektive.

  • Und das alles in einem modernen Sound, wo auch jüngere Menschen sich abgeholt fühlen können.

Der Begriff «Songs of Peace» (und mit Peace meinen wir die Sehnsucht nach innerem und äusserem Frieden) wählten wir als Label und Sammelbegriff für die zukünf- tigen Lieder mit diesen Anliegen.

Wir haben nach etwas Recherche und guten Gesprächen in unserem kirchlichen Umfeld erste tiefgründige Texte, Gedichte und Gebete gefunden, die wir neu vertonen konnten, und kamen so in einen guten Workflow.

Aber warum schreiben wir neue Lieder für Gottesdienst und Gemeinde? Was hat uns dazu bewegt?

TRANSFORMING WORSHIP

Seit vielen Jahr setzt sich die Fachstelle «Musik & Theologie» unter dem Stichwort «Transforming Worship» in Artikeln, Tagungen, Seminaren, Blog-Beiträgen und Musik-Camps mit Fragen rund um die Musik im Gottesdienst und insbesondere mit der modernen Lobpreiskultur auseinander. Aus friedenstheologischer Perspektive gab und gibt es dabei genügend spannende (und oft auch kritische) Fragen.

In der Auseinandersetzung mit dieser «Worship-kultur» war mir besonders wichtig, nicht nur kritische Aspekte zu beleuchten, sondern auch tieferliegende Sehnsüchte und Motive hinter diesem Lobpreis-Phänomen zu erkennen. Daraus lassen sich meines Erachtens wertvolle Impulse zur Erneuerung der gottesdienstlichen Musik, auch in täuferisch-mennonitischen Gottesdiensten, schöpfen.

GOTTESDIENST-MUSIK ALS SPIRITUELLER ENTFALTUNGSRAUM

Die Zugkraft der modernen Lobpreisbewegung hat sicher damit zu tun, dass darin Pop- und Rockmusik erklingt, die den Musikvorlieben und dem allgemeinen Lebensgefühl vieler junger Menschen entspricht. Bei genauerem Hinschauen lassen sich allerdings noch tiefere Sehnsüchte und Motive erkennen. Für viele gläubige Menschen gehören ausgiebige Lobpreiszeiten nämlich zu den wertvollsten Glaubenserfahrungen und Gottesbegegnungen, die sie machen. Im «Worship», mit den dazugehörigen Liedern und einer entsprechend arrangierten klanglichen und ästhetischen Atmosphäre, wird vielen Menschen ein wertvoller Raum der spirituellen Erfahrung geboten. Ein Zugang zu Gott, auch jenseits der kognitiven Dimension.

Das Potential dieser geistlich-emotionalen, oder christlich-mystischen Erfahrung, gilt es meines Erachtens auch ausserhalb der pfingst-charismatischen Glaubenstradition anzuerkennen und eventuell neu aus- zurichten. Die Frage dabei ist, welche Werte und Glaubensüberzeugungen zum Ausdruck gebracht werden wollen. Welche Gottesbilder, welches Menschen- und Weltbild soll vermittelt werden? Welche Botschaften und Werte schwingen mit der Inszenierung und der musikalischen Umsetzung mit? Können in einem so stark prägenden gottesdienstlichen Ritual neben der Selbst- und Gotteserkennung auch die Gemeinschaft und die Anliegen Gottes für diese Welt adressiert werden? Kann ein solches geistlich-musikalisches Erlebnis auch eine täuferisch-friedenstheologische Spiritualität einer jüngeren Generation inspirieren?

WIR WAGEN EINEN VERSUCH

Als Fachstelle «Musik & Theologie» glauben wir, es ist Zeit für eine alternative moderne Musik in der Kirche, jenseits des «Mainstream-Worship». Es ist Zeit für eine zeitgemässe Musik- und Gottesdienstform, die jene Sehnsucht nach geistlich-emotionalen Erfahrungen aufgreift, und diese lebensecht und theologisch differenziert reflektiert. Es braucht neue Lieder für Menschen und Gemeinschaften, die ihren Glauben und ihre Spiritualität weiter fassen, als es viele der modernen Lobpreislieder theologisch, sprachlich und formell ermöglichen. Aus diesem Grund schreiben und produzieren wir «Songs of Peace».

WIR WAGEN EINEN VERSUCH

«Songs of Peace» ist eine Serie von neuen, einprägsamen, tiefgründigen und meditativen Liedern, die das Anliegen haben, friedenstheologische Glaubensüberzeugungen und Werte in einer achtsamen und ehrlichen Spiritualität zum Ausdruck zu bringen.

INHALTLICHE SCHWERPUNKTE:

  • Bewährte und neue Liedtexte mit poetischer Kraft und Lebensnähe

  • Inspiriert von Gottes Leidenschaft für eine bessere Welt

  • Geerdet in einem ehrlichen Glauben, wo neben Dankbarkeit, Lob und Freude, auch Klage, Trauer, Not, Ohnmacht, Zweifel oder Fürbitte und Segen ihren Platz finden

  • Berührt von der grenzenlosen Liebe eines barmherzigen und gewaltlosen Gottes

  • Bewegt von der Sehnsucht nach sozialer Gerechtigkeit, Wiederherstellung, Schöpfungsbewahrung und allumfassenden Frieden

  • Als Ausdruck einer kontemplativen, achtsamen Spiritualität auf dem gemeinsamen Weg mit Gott, den Mitmenschen und der gesamten Schöpfung

  • Mit Achtung auf Werte wie Nächstenliebe, Versöhnung und Inklusion

FORMELLE SCHWERPUNKTE

Mit dem Projekt «Songs of Peace» wollen wir zum Ausdruck bringen, dass nicht nur der Inhalt, sondern auch die Form und die Praxis der gottesdienstlichen Musik, Reich Gottes-Werte wie Zufriedenheit, Einfachheit, Dankbarkeit, Echtheit, Inklusion, Zusammenhalt, Geduld, Nachhaltigkeit und Weltzugewandtheit prägen sollen.

  • Leicht singbar mit einfachen und modernen Melodien für Kirche & Gottesdienst

  • Musikalische Einflüsse aus World Music, sakralen Klängen wie Taizé und Singer-Songwriter-Genres, jenseits vom Mainstream (Lobpreis-)Pop

  • Inspiriert durch kontemplative und monastische Bewegungen

  • Lieder als gesungene Gebete mit meditativem Cha- rakter

  • Minimalistische Arrangements (nach dem Motto: weniger ist mehr)

  • Eingebettet in einer warmherzigen Atmosphäre der ästhetischen Sorgfalt und emotionalen Sensibilität. Mal leise, kontemplativ und intim; mal laut, freundlich und familiär

  • Musik als geistliche Übung in Achtsamkeit gegen- über Gottes Liebe und Nähe


Dieser Artikel erschien zunächst im Bienenberg Magazin Sommer/Herbst 2021.

Zurück
Zurück

SOUL SUNDAY

Weiter
Weiter

Lobpreis mit Blick auf soziale Gerechtigkeit und Schöpfungsbewahrung